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Johann Christian Günther


An seine Leonore, die immer grünende Hoffnung

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Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde,
Zeigt eure ganze Tyrannei!
Verdreht, zerschlitzt so Zweig als Rinde
Und brecht den Hoffnungsbaum entzwei!
        Dies Hagelwetter
        Trifft Stamm und Blätter,
        Die Wurzel bleibt,
        Bis Sturm und Regen
        Ihr Wüten legen,
Da sie von neuem grünt und Äste treibt.

Mein Herz gibt keinen Diamanten,
Mein Geist den Eichen wenig nach;
Wenn Erd' und Himmel mich verbannten,
So trotz ich doch mein' Ungemach.
        Schlagt, bittre Feinde,
        Weicht, falsche Freunde!
        Mein Heldenmut
        Ist nicht zu dämpfen,
        Drum will ich kämpfen
Und sehn, was die Geduld für Wunder tut.

Die Liebe schenkt aus goldnen Schalen
Mir einen Wein zur Tapferkeit,
Sie spricht, mir guten Sold zu zahlen,
Und schickt mich in den Unglücksstreit.
        Hier will ich kriegen,
        Hier will ich siegen;
        Ein grünes Feld
        Dient meinem Schilde
        Zum Wappenbilde,
Bei dem ein Palmenbaum zwei Anker hält.

Beständig
soll die Losung bleiben:
Beständig lieb ich dich, mein Kind,
Bis dermaleinst die Dichter schreiben,
Daß du und ich nicht sterblich sind.
        Das Wort beständig
        Macht alles bändig,
        Was Elend heißt;
        Das stärkste Fieber
        Geht bald vorüber,
Wenn man nur mit Geduld den Frost verbeißt.

Nur zweifle nicht an meiner Treue,
Die als ein ewig helles Licht,
Wenn ich des Lebens mich verzeihe,
Die Finsternis der Gräber bricht.
        Kein hartes Glücke,
        Ja kein Geschicke
        Trennt mich von dir;
        Du stirbst die Meine,
        Ich bin der Deine,
Drum wirf den Argwohn weg und glaube mir!

 

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