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Johann Christian Günther


An seine Schöne

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Was vor Rosen, schöner Engel,
Laufen durch dein Angesicht,
Da mein Vorwitz einen Stengel
Von den reinen Lilien bricht,
Die in deinem Wollustgarten
Auf die Hand des Bräut'gams warten?

Doch warum würkt mein Erkühnen
Einen solchen Streit in dir?
Scham und Zorn verwirrt die Mienen
Deiner angebornen Zier,
Und ich kann aus deinen Sternen
Meines Unglücks Zukunft lernen.

Aber, ach, verdient mein Scherzen
Wohl dergleichen Tyrannei,
Daß mein Bildnüs deinem Herzen
Ewiglich ein Greuel sei?
Nein, ich will es noch nicht hoffen,
Daß mein Argwohn eingetroffen.

Schau nur selbst, die zarten Brüste
Blicken mich so liebreich an,
Daß ich nach der Milch gelüste
Und mich kaum enthalten kann,
Bei so wohlbestellten Sachen
Dich noch einmal rot zu machen.

Hemme, schönes Kind, dein Schelten
Und vergib die Freveltat;
Laß auch nicht den Mund entgelten,
Was die Hand verbrochen hat!
Ich will, einen Griff zu büßen,
Dich zur Strafe zehnmal küssen.

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