Margret Galler


Vortrag und Gespräch

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Generelle Relevanz

Der Seminarvortrag

Das Kolloquium

Das Prüfungsgespräch

Die Datei " Der mündliche Vortrag" kannst Du hier herunterladen.

Generelle Relevanz

Bedenkt man die Praxisfelder, in denen Geisteswissenschaftler heutzutage tätig sind, so wird wohl kaum bestritten werden, daß neben einer schriftlichen Kompetenz in immer stärkerem Maße von ihnen auch eine mündliche Kompetenz erwartet wird, sei es in der Schule, bei der Presse, im Verlag, bei Rundfunk und Fernsehen, in Public-Relations oder auch anderen Abteilungen von Wirtschaftsbetrieben.

Mündliche Kompetenz - oder verkürzt "Mündlichkeit" - bezieht sich nicht lediglich auf die Fähigkeit 'reden zu können', sondern meint, Wissen bzw. Informationen höreradäquat vermitteln und in einem Gespräch seinen Standpunkt begründet vertreten zu können.

Im folgenden werden deshalb die drei Formen der "Mündlichkeit", die für das Studium der Germanistik notwendig sind, näher erläutert. Es handelt sich um den Seminarvortrag, das Kolloquium und das Prüfungsgespräch im Rahmen des Examens.

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Der Seminarvortrag, das mündliche Referat

Zunächst einmal Grundsätzliches: Seminarvorträge sind nicht als Schikane oder Erschwernis für Studierende gedacht, sondern sie ermöglichen dem einzelnen zu erproben, in welchem Maße er in der Lage ist, einer Zuhörerschaft ein handlungsfähiges Wissen zu vermitteln. Ein Seminarvortrag stellt in der Regel kein Äquivalent für eine schriftliche Hausarbeit dar. Zwar werden sowohl bei Hausarbeit als auch bei Referat in einigen Punkten gleiche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert, in anderen aber differieren sie, wie die folgende Erläuterung zeigt.

Thema des Referats

Im Unterschied zur schriftlichen Hausarbeit ist der mündliche Vortrag stark an den Seminarverlauf und den thematischen Wissensstand der Seminarteilnehmer zu einem gegebenen Zeitpunkt im Seminar gebunden. Das Thema des Vortrags sollte deshalb hinsichtlich des Schwerpunktes als auch der zu erörternden Punkte stets mit dem Dozenten abgesprochen werden.

Umfang des Referats

Man hüte sich vor langen Referaten. Eine verbreitete Vorstellung, ein Referat sei deshalb besser, weil es länger sei, trifft keineswegs zu. Vielmehr beherzige man den Spruch Lichtenbergs: "Es ist keine Kunst, etwas kurz zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat".

Der Seminarvortrag sollte normalerweise 15 - 20 Minuten nicht überschreiten, da erfahrungsgemäß nach 20 Minuten die Konzentration der Zuhörer nachläßt. Als schriftlich ausgearbeitetes Referat entspricht dies einer Textmenge von 6 - 8 Seiten. Die im Unterschied zur schriftlichen Hausarbeit geringere Textmenge verdeutlicht noch einmal, daß die Themenstellung für ein mündliches Referat enger zu fassen ist als für eine schriftliche Hausarbeit.

Erarbeitung des Themas

Für die Erarbeitung des Themas gelten die gleichen Anforderungen wie für die schriftliche Hausarbeit, also: Materialsuche und -auswahl, sachlogischer Aufbau und Gliederung, Darstellung und Diskussion wesentlicher Sekundärquellen, Formulierung von Ergebnissen.

Aufbereitung (Strukturierung) des Themas

Als oberstes Prinzip des Vortrags gilt: inhaltliche Eindeutigkeit und sprachliche Klarheit. Nicht nur dem Vortragenden selbst, der sich ja bereits einige Zeit intensiv mit der Problematik vertraut gemacht hat, sollen die Inhalte, über die er redet, klar sein, sondern den Zuhörern muß das, worüber gesprochen wird, ebenfalls deutlich werden können.

Hinsichtlich einer sprachlichen Klarheit sollte deshalb eine extreme Verschachtelung im Satzbau vermieden werden, wo möglich, sollten auch kürzere Sätze verwendet werden. Denn der Zuhörer kann nicht "zurückblättern" und das Vorgetragene ein zweites Mal "lesen" oder "hören". Des weiteren müssen benutzte Fachtermini, die den Zuhörern aller Wahrscheinlichkeit noch nicht vertraut sind, erklärt werden. Im Vortrag kann es sinnvoll sein, bereits Gesagtes noch einmal mit anderen Worten zu wiederholen, um eine größere Klarheit für die Zuhörer zu erzielen.

Um eine inhaltliche Eindeutigkeit zu vermitteln, sollte zunächst einmal, ausgehend vom Diskussionsstand des Seminars, das Thema für die Zuhörer so präzisiert werden, daß dessen Relevanz für den weiteren Seminarverlauf ersichtlich ist. Dabei ist es empfehlenswert, die Bereiche oder Aspekte, die im Vortrag näher erläutert werden, bereits zu Anfang des Vortrags zu benennen. Der Vortrag ist so aufzubauen, daß die Zuhörer die Erörterung eines Problems auch in der Argumentation des Für und Wider stets nachvollziehen können. Von daher wird es sinnvoll sein, vor einer detaillierten Erörterung jeweils das Problem zu benennen bzw. eine präzise Fragestellung zu formulieren. Werden in der Erörterung unterschiedliche - sei es sich widersprechende oder aber auch sich ergänzende - Erklärungsansätze vorgetragen, so sind die Unterschiede deutlich herauszustellen und gegebenenfalls nach der allgemeinen Vorstellung noch einmal in einem kurzen Resumé voneinander abzugrenzen. Verwendet der Redner in seinem Vortrag Zitate, so muß er jeweils kenntlich machen, was er zitiert. Darüber hinaus aber sollte entweder vor oder nach dem Zitat deutlich gemacht werden, was ihm das Wesentliche an dem vorgetragenen Zitat ist. Also nicht lediglich zitieren, um Belesenheit zu dokumentieren, sondern da, wo es sinnvoll ist und in den Zusammenhang gehört. Bei längeren Zitaten ist zu überlegen, ob im Interesse der Zuhörer eine Paraphrasierung sinnvoller sein könnte. Hat man einen Punkt im Referat erörtert und geht zum nächsten Punkt über, so ist dies für die Zuhörer deutlich zu machen, z. B. dadurch, daß man das Dargestellte noch einmal in einem Satz zusammenfaßt und für den nächsten Aspekt eine neue Frage formuliert. Zu Ende des Vortrags empfiehlt es sich noch einmal auf der Grundlage des Erörterten eine Zusammenfassung oder Schlußfolgerung in bezug auf das generelle Thema des Referates und des Seminarthemas vorzunehmen.

Damit den Seminarteilnehmern der Nachvollzug des Vortrags erleichtert wird, sollte der Vortragende für die Teilnehmer ein Thesenpapier (hier eher im Sinne von 'Handout') anfertigen. Dieses sollte den Verlauf des Vortrags widerspiegeln, nach Möglichkeit nicht länger als eine Seite sein und folgende Punkte enthalten:

Thema des Referats

Gliederungspunkte des Referats, jeweils mit zentralen Aussagen oder Thesen

bibliographische Angaben

und - falls im Vortrag nicht darauf verzichtet werden konnte - die Wiedergabe des längeren Zitats.

Das Vortragen

Hat man sich in der dargelegten Weise auf das Thema vorbereitet und es für sich und die Zuhörer aufbereitet, so bleibt noch das Vortragen selbst. Auch hier gibt es einige Kleinigkeiten zu beachten. Der Redner sollte sein Redekonzept so genau kennen, daß er es nicht abzulesen braucht, sondern es lediglich als Stütze für seinen Vortrag benutzen kann. Ein Redner, der 20 Minuten auf sein Blatt schaut, wirkt einschläfernd. Beim Vortragen ist darauf zu achten, daß man deutlich und verständlich spricht und nach Absätzen gegebenenfalls sinnvolle Pausen macht.

Dies sind die wesentlichen Punkte, die der Vortragende zu beachten hat. Keinesfalls ist es wünschenswert, daß der Redner seinen Vortrag als "Auftritt" inszeniert. Das Fernsehen ist eh nicht dabei! Sinn und Zweck seines Vortrages ist es, den momentanen Wissensvorsprung, den er durch seine Vorbereitung den Seminarteilnehmern voraus hat, durch Weitergabe dieses Wissens abzubauen. Dem Vortragenden sollte deshalb bewußt sein, daß nicht er, sondern die Seminarteilnehmer im Interesse der Sache die 'Nummer eins' sind.

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Das Kolloquium

Im Kolloquium hat der Studierende unter Beweis zu stellen, daß er über ein zuvor festgelegtes Thema ein wissenschaftliches Gespräch führen kann. Im Unterschied zum Seminarvortrag ist das Thema in der Regel breiter angelegt und die Schwerpunktbildung vom Studierenden selbst zu bestimmen. über die reine Fachkenntnis hinaus hat der Studierende im Kolloquium zu zeigen, daß er mögliche Fragen anderer - hier des Dozenten - bei seiner Erarbeitung des Themas mit bedacht hat und in seiner Antwort darauf eingehen kann. Anders als beim Seminarvortrag, bei dem der Studierende selbst den Ablauf der Darstellung oder Erörterung bestimmt, liegt beim Kolloquium sowohl der Ablauf als auch die Intensität, mit der einzelne Punkte erörtert werden, nicht bei ihm allein, sondern ergibt sich erst im Gespräch mit dem Dozenten. Bei komplexeren Themen kann es deshalb sinnvoll sein, vorab mit dem Dozenten zu besprechen, welche Sekundärliteratur für die Erarbeitung des Themas berücksichtigt werden soll bzw. im Kolloquium anzugeben, auf welche Sekundärliteratur man sich im wesentlichen in seiner Argumentation stützt.

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Das Prüfungsgespräch

Bei der mündlichen Prüfung ist der wichtigste Unterschied zu Seminarvorträgen und teilweise auch Kolloquien der, daß man kein Anrecht auf ein bestimmtes Thema hat. Trotzdem ist es absolut notwendig, sich mit dem Prüfer zumindest über bestimmte Bereiche zu verständigen.

Ein weiterer Unterschied ist der Zeitfaktor. Die Dauer der mündlichen Prüfungen wird durch die jeweilige Prüfungsordnung bestimmt. Das heißt für die Magisterprüfung im Hauptfach mindestens 50 Minuten und höchstens 70 Minuten; für die mündliche Prüfung im Nebenfach mindestens 20 und höchstens 40 Minuten. Das bedeutet aber nicht, daß Ihr bei einer Hauptfachprüfung mit drei Teilgebieten oder einer Nebenfachprüfung mit zwei Teilgebieten für Eure Redebeiträge jeweils zwanzig oder mehr Minuten zur Verfügung hättet. Richtet Euch auf höchstens 15 Minuten effektive Gesprächszeit pro Thema ein, in der Ihr darstellen müßt, daß Ihr in der Lage seid, dieses Thema zu erörtern, was bedeutet, daß Ihr:

mit den jeweiligen Texten und der dazugehörigen Sekundärliteratur vertraut seid

die Sekundärliteratur kritisch auf die Texte anwenden und Stellung dazu nehmen könnt

Problemstellungen zu dem jeweiligen Thema entwickeln könnt und daß Ihr einen selbständigen Zugang zu den entsprechenden Texten entwickeln könnt.

Gefaßt sein solltet Ihr aber auch darauf, daß nicht nur der behandelte Themenkomplex gefragt werden kann, sondern daß entferntere Bereiche ebenfalls zum Thema werden können.

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© Margret Galler 
Stand:  Dezember 1997.